Wie die wilde Zeit der Lutealphase Deines Zyklus zum absoluten Geschenk werden kann. Ein etwas anderer Blick auf PMS und co.
Tag 23 in meinem Zyklus und sie tanzt jetzt wieder, meine wilde Kali und zieht mit blitzenden Augen ihr Schwert; etwas theatralisch, aber im übertragenen Sinne voll zutreffend.
An diesen Tagen bleibt meist kein Stein am anderen. Jeder einzelne wird hochgehoben und akribisch begutachtet, bevor ich überlege ihn wieder zu platzieren oder ihn kurzerhand aus dem Fenster zu schmeißen.
Der Herbst meines Zyklus kann verdammt anstrengend sein. In ruhigeren Zyklen trifft es den Kleiderkasten oder den Küchenschrank. Das passiert manchmal auch dann, wenn ich dem eigentlichen Thema ausweiche (keine gute Idee übrigens, ich sag nur Boomerang-Effekt; im nächsten Rundgang wird es dann nur noch schmerzhafter!). In bewegteren Zyklusrunden wird da auch schon mal an der beruflichen Ausrichtung, am Lebenskonzept generell oder an den Grundfesten der Partnerschaft ordentlich gerüttelt.
Alles, was über den Monat hinweg so ganz O. K. war, wird plötzlich mit einer Schärfe betrachtet und Änderungen werden mit wilder Entschlossenheit eingefordert, die durchaus Kali-esque Züge annehmen kann.
Das Ganze gibt es als Solo-Version mit mir alleine oder auch in satter Konfrontation mit einem Gegenüber. Der, den es meist trifft – nicht weil er Schuld hat, sondern weil es für mich da ist, zeitlich und örtlich verfügbar als Projektionsfläche – ist natürlich mein Liebster. Er betreibt ebenso Zyklusbeobachtung wie ich, nur sind seine Beweggründe eher im puren Selbstschutz begründet 😜. Meist jedoch ist es eine Konfrontation im Inneren, mit mir selbst und jenen Anteilen, die nicht ganz so pflegeleicht sind.
“She is mad, but she is magic. There is no lie in her fire.” ~ Charles Bukowski
Keine Sorge, ich bin nun weder völlig außer mir, noch (auto-)aggressiv, noch dauerwütend, aber was aufs Tapet gebracht werden muss, ist nun einfach dran.
In dieser Zeit bin ich auch äußerst empfindlich, wenn es um festgefahrenen Strukturen, fehlgeleitete Hierarchien, Ungerechtigkeiten, Rücksichtslosigkeiten, Patriarchismus und menschenfeindliche Politik geht. Solche Dinge machen mich stinkwütend und ich habe für mich dann die Möglichkeit aktiv zu werden (gäbe es mich in dieser Phase in Dauerschleife, wäre ich die geborene Aktivistin) oder ich vermeide sie, um mein Gleichgewicht zu halten.
Wer scharf hinterfragt, ist allerdings auch gut im Entscheidungen treffen. Gerade wenn es um radikale Schnitte geht, dann ist jetzt die Zeit dafür, jetzt habe ich den Mut dazu. Hierfür muss ich dann aber schnell sein, denn nur wenige Tage später kommt bei mir bereits die „Ohweh, mir ist alles zu viel und was soll bloß aus mir werden“-Zeit. Die ganz wichtigen Entscheidungen treffe ich allerdings erst, wenn ich auch bereits in anderen Phasen meines Seins gut darüber gebrütet habe; also keine Hauruck-Aktionen aus der reinen Rage heraus.
Es ist mir ein immenses Bedürfnis folgendes zu teilen; diese Herbststürme werden häufig als das Prämenstruelle Syndrom bezeichnet und als unangenehme Begleiterscheinung des FrauSeins betrachtet. Es gibt sie in Witzform verpackt oder mit künstlichen Hormonen zugedeckelt, es gibt sie begleitet durch schiefe Grinser, wenn eine Frau vehement ihre Wahrheit spricht oder als klassifizierte psychiatrische Diagnose in Form von PMDS, der prämenstruellen dysphorischen Störung.
Und ja, natürlich wirkt sich ein Hormonungleichgewicht auf die Intensität genau dieser Phase aus und ist sicher auch ursächlich. Aber was da tobt, ist keine Krankheit, es ist eine Botschaft genauer hinzusehen, was in unseren Leben so läuft. Lassen wir diese Zeit im Zyklus verstreichen, ohne dass wir bereit sind, diesen Tiger zu reiten, dann wird sich dies in vielfältigen Symptomen zeigen.
Wenn wir diese Phase in Hilflosigkeit, Angst und Depression erleben und uns damit unserer ureigensten Kräfte berauben, wird es hier ganz schön eng werden. Und wenn wir ständig den nötigen Entscheidungen aus dem Weg gehen, werden sie uns mit immer heftig werdender Intensität jagen und einholen.
Auch wenn wir die Kraft der Empörung und Wut nicht nutzen, sondern gegen uns selbst verwenden, wenn wir vor lauter Angst unbequem zu werden, unserem Wachstum im Wege stehen, dann haben wir das Geschenk und die darin liegenden Möglichkeiten dieser Stürme nicht verstanden. Sie sind unser kosmischer Rückenwind.
In der Zeit nach den Herbststürmen vollendet sich der Kreis. Wir entscheiden, ob wir den Rückenwind nutzen, um in die nächste Ebene wechseln, ob wir aus dem Kreis eine Spirale des Wachstums entstehen lassen, um in unsere volle Größe zu wachsen oder ob wir denselben Kreis wieder und wieder ziehen. Die Weichen dafür stellen wir hier, mitten im Auge des Zyklons.
kompromisslos . furchtlos . unbezähmbar . selbstbestimmt
Ich bin gespannt, wie Du diese Phase Deines Zyklus erlebst, feierst und gestaltest. Erzähle es doch, ich freu mich auf Deinen Kommentar!
Stürmisch-wilde Herzensgrüße 💃🏻♥️💃🏻,
Ulli
PS: Ein wirklich fabelhaftes und empfehlenswertes Buch rund um die Kraft des weiblichen Zyklus ist "Wild Power" von Alexandra Pope und Sjanie Hugo Wurlitzer.
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