Wir brauchen körperlichen Kontakt und Berührungen, um zu gut zu leben und gesund zu bleiben. Unsere Haut hat Millionen von einzelnen Rezeptoren, die auf Berührung reagieren, auf Druck, auf Temperatur, auf Strukturen, auf die Richtung und Geschwindigkeit der Berührung. Diese Rezeptoren informieren unser Gehirn über die Art und Weise wie wir berührt werden und auch, ob wir es angenehm empfinden oder nicht.
Unser autonomes Nervensystem reagiert auf vielfältige Weise und bei einer angenehmen Berührung wird das Glückshormon Oxytocin ausgeschüttet. Wir entspannen uns, atmen langsamer und auch unser Herz schlägt gemütlicher.
Dass unsere Haut auch mit unserem Hormonsystem ganz eng verknüpft ist, wissen wir alle, seit uns die Pubertät Pickel ins Gesicht gezaubert hat ;-).
Dass unsere Haut selber einer Größe von ca. zwei Quadratmetern und einem Gewicht von bis zu zehn Kilo unsere größte Hormondrüse ist, ist selbst in der Wissenschaft ein noch relativ neues und ungemein spannendes Thema.
Dermato-Endokrinologie nennt man diesen noch relativ neuen wissenschaftlich-medizinischen Zweig, der für die Klassifizierung der Haut als ein endokrines Organ plädiert.
Man spricht von mehr als 30 Hormonen, die in den Hautzellen und im Unterhautfettgewebe gebildet werden. Darunter sind Endorphine (sie sind „Glücklichmacher“ und schmerzlindernd), Vitamin D, Hormone, die mit unserer Nebenniere kommunizieren und hier die Ausschüttung von Stresshormonen regulieren, aber auch Geschlechtshormone.*
Im Ayurveda wird der Haut und der Berührung dieser eine große Bedeutung für die Gesundheit zugeschrieben. Zwar hat Ayurveda kein Konzept von Hormonen, wie die westliche Medizin sie beschreibt, dennoch setzt Ayurveda bereits seit Jahrtausenden auf die therapeutische Wirkung von Berührung, z.B. in Form von Massage mit Ölen, Anwendungen und Packungen auf bestimmten Körperpartien, Stimulation spezieller Marma-Punkte (das sind besonders sensible Schnittpunkte verschiedener Gewebe). Sie finden Einsatz bei diversen Erkrankungen und auch zur Erhaltung unserer Gesundheit.
In herausfordernden Zeit schnellt meist zuallererst das luftige Vata-Dosha (eines unserer drei Grundprinzipien) in die Höhe und zeigt sich auf psychischer Ebene in Anspannung, Nervosität, Schlafproblemen, Unsicherheit und dem Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren. Körperlich spiegelt sich ein zu hohes Vata unter anderem in Verspannungen, Trockenheit und einer schlechten Verdauung.
Den Körper dann in angenehm warmes Öl zu tauchen und es mit langsamen Streichbewegungen und sanften Kreisen einzumassieren, lässt Dich unmittelbar spüren, wie Vata wieder besänftigt wird und Dein Nervensystem beruhigt.
Im Ayurveda gibt es den zauberhaften Begriff Snehana. Es bedeutet soviel wie jemanden mit Liebe einhüllen. Das Sanskrit Wort Sneha verweist auf eine ölige, umhüllende, schützende Substanz. Sneha bedeutet auch Zartheit, Zuneigung und Liebe. Wie Schnee hüllt Sneha alles ein, macht alles rund und weich und still.
Gerade wenn im Außen und Innen die Wogen hoch gehen, tut eine liebevolle, schützende Hülle so wohl und schafft Stabilität und eine gute Basis.
Und noch so ein schönes Bild: Im Ayurveda sprechen wir von talahrdaya, von Herzen in unseren Handflächen, die sich mit dem/der Berührten verbinden.
Also, schnapp Dir ein qualitativ gutes Öl (z.B. Sesam- oder Olivenöl aus der Küche) und mach es warm (im Wasserbad, auf einem Teestövchen, im Baby-Flaschen-Wärmer,...) und dann leg einfach los. Öl von Kopf bis Fuß. Freestyle aufgetragen, einmassieren, streichen, kreisen, die Intuition darf führen. Lass das Öl dann kurz einwirken und dann ab in die Badewanne oder warme Dusche (aufpassen, nicht mit den öligen Füßen ausrutschen!).
Wie oft? Am besten täglich, allerdings lässt man im Ayurveda die ersten Tage der Blutung aus, weil hier die nach unten gerichtete Kraft (apana vayu) möglichst ungestört bleiben darf.
Wenn Du magst, findest Du im kostenfreien Startpaket FIRESTARTER auch eine detaillierte Beschreibung der Durchführung einer ayurvedischen Abhyanga.
Viel Genuss und alles Liebe,
Ulli
* C. C. Zouboulis und S. R. Bornstein: Haut und Hormone: Aktuelles aus der Dermato-Endokrinologie. Deutsche Medizinische Wochenschrift 2013: 138 (31/32); S. 1561-1563
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