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5 Wege zu mehr Energie: Mit Ayurveda den natürlichen Rhythmus finden

  • Autorenbild: Ulrike Ofner
    Ulrike Ofner
  • vor 6 Tagen
  • 14 Min. Lesezeit

Die Natur um uns herum folgt unaufhaltsam ihren Rhythmen. Jahreszeiten wechseln, der Mond wandert, Ebbe und Flut bewegen die Ozeane. Selbst die kleinsten Lebewesen auf diesem Planeten tanzen im Takt natürlicher Zyklen. Und wir Menschen? Unsere Pulsgeber sind häufig ganz anderer Natur; Terminkalender, Benachrichtigungen und künstliches Licht, die allesamt unsere innere Uhr ganz schön stressen können.


Ok, mach Dich bereit für einen richtig langen und umfangreichen Blogartikel! Ich versprech Dir, es lohnt sich absolut, sich über die genannten Punkte mal den Kopf zu zerbrechen.

Weiße Magnolien

Diese Entkopplung von unseren natürlichen Rhythmen spüren wir tagtäglich. Zum Beispiel zeigt sie sich darin, dass unsere Kraft und Energie nicht mehr zur Tageszeit passen, dass wir morgens die Augen nicht aufbekommen und auch unser natürliche Energiehoch um die Mittagszeit nicht als solches erleben. Nachmittags geht ohne Koffein sowieso gar nix und abends sind wir unruhig und müde zugleich. Dadurch, dass es allerdings fast allen so geht, hinterfragen wir es oftmals nicht mehr - gehört einfach zum Leben dazu.

Doch das muss nicht so sein! Es ist - zugegebenermaßen - ein modernes Dilemma: Nach welchen Regeln wollen wir tanzen, nach unseren eigenen und naturgemäßen oder jenen, die der aktuell von außen geforderte Lebensstil uns abverlangt? Letztendlich haben wir jedoch die Wahl - immer! Zumal ein zu langes gegen den Strom unserer Natur schwimmen, Konsequenzen hat; unser Körper und auch unser Geist werden früher oder später in Streik treten. Besser gesagt, werden sie uns durch diverse Symptome daran erinnern, dass das nicht der Weg ist, dass wir dafür nicht gemacht sind.



Also lass uns gemeinsam schauen, wo sich der Hebel am effektivsten ansetzen lässt (wobei das natürlich auch eine sehr individuelle Sache sein kann). Als ich vor vielen Jahren als Ayurveda-Praktikerin startete, war da so gut wie allen Beratungen ein riesiger Elefant im Raum. All meine Empfehlungen und die Bemühungen meiner Klient*innen waren - wie ich mir bald eingestehen musste - relativ wirkungslos, sofern wir nicht das Thema Stress mit in die Gleichung aufnahmen. Die Frage war und ist, was können wir dem tagtäglichen, längst von aller Welt normalisierten, Stresslevel entgegenhalten? Yoga, Übungen zur Nervensystemregulation, Rituale, Grenzen setzen, Mindset, Entspannung, Meditation,...? Doch letztendlich sind all das nur Pflaster auf einer heftigen Wunde, die bei der leisesten Unebenheit im Leben wieder voll zu bluten beginnt.


Was ist es also, das uns nachhaltig stärkt? Und bitte nicht falsch verstehen, all das Genannte ist wertvoll, absolut notwendig, und auch von mir das, was ich meinen Klient*innen und Kursteilnehmer*innen durchaus auch ans Herz lege. Meine Überlegungen gingen immer davon aus, dass die Natur die Lösung immer in sich trägt. Und da unser menschliche Urzustand - der, in dem wir uns den Großteil des Tages befinden sollten - nicht der Stresszustand ist, muss es einfache Lösungen geben. Wenn wir uns in einen Zustand zurücklehnen können, der uns als Menschen entspricht, dann kann dies nur bedeutet, dass wir mit unserer Natur und deren Zyklen schwingen. So sind wir ausgerichtet. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass egal wie sehr wir uns bemühen, wenn wir versuchen, uns in für uns unpassende Gegebenheiten reinzumodellieren, werden wir das Spiel nie gewinnen. Die allgemeine Beobachtung ist wohl, dass sich die damit verbundenen Probleme in den letzten Jahrzehnten noch dramatisch verschärft haben. Noch mehr Technik, noch mehr Möglichkeiten, noch mehr Entscheidungen, noch mehr Reize, noch mehr Selbstoptimierung, noch MEHR.... das Mantra unserer Zeit. 24 wundervolle Stunden schenkt uns der Tag, 24 Stunden voller Leben, jede einzelne Phase des Tages kommt mit bestimmten Eigenschaften, mit einer ganz eigenen Energie ums Eck, die uns in die Karten spielen. Warum? Weil die Natur die Optimierung seit Anbeginn der Menschheit für uns übernommen hat. Warum also dieses geniale Konzept über Bord werfen? Lass uns also gemeinsam schauen, was das jahrtausendealte Wissen des Ayurveda, untermauert von moderner Chronobiologie, uns zu sagen hat. Was wünscht sich unsere DNA, was sind die Rhythmen, nach denen sie funktionieren will und kann.


In diesem Beitrag teile ich mit Dir fünf entscheidende Schritte aus dem ayurvedischen Wissensschatz, die Dir helfen, Deinen natürlichen Rhythmus wiederzufinden. Ich sag bewusst NICHT, dass es kleine Änderungen mit großer Wirkung sind. Ich sag Dir lieber, dass wir große, nachhaltige Veränderungen mit vielen kleinen, machbaren Schritten erreichen können. Das ist ein wesentlicher Unterschied - gerade in einer Welt, in der uns an allen Ecken die 5 nächsten Hacks und Quick-Fixes für XY vermittelt werden, die sich gut verkaufen, doch meist viel zu kurz greifen.


Wir haben hier 5 nachhaltige Wege zurück zu unserer Natur. Mit weniger geben wir uns nicht mehr zufrieden, ok? Und bevor wir starten, lass mich Dir noch kurz erzählen, was ich noch für Dich vorbereitet habe. In meinem - für Dich kostenfreien - E-Book öffne ich einen breiten Blick auf ayurvedische Möglichkeiten, pure Lebenskraft wieder zu entfesseln. Wir tauchen in das Immun- und Kraftprinzip Ojas ein und ich erzähle Dir von den vielfältigen Ansätzen, wie wir unsere Kraft stärken können.




Schritt 1: Im Rhythmus Deiner Natur leben – Der Tag im Einklang mit natürlichen Zyklen


Die Natur basiert auf dem richtigen Timing. Ein Baum blüht genau dann, wenn die Bedingungen optimal sind. Ein Zugvogel fliegt, wenn der richtige Moment gekommen ist. Unser Körper weiß, wann er was zu tun hat, um zu regenerieren, reparieren und zu heilen. In dieser natürlichen Intelligenz liegt ein Schlüssel, den wir Menschen oft ausblenden.


Im Ayurveda verstehen wir, dass jede Tageszeit eine besondere energetische Qualität besitzt. Diese Qualitäten – geprägt durch die drei Doshas Vata, Pitta und Kapha – beeinflussen direkt, wie unser Körper funktioniert, wie unsere Verdauung arbeitet, auch wie klar unser Geist fokussiert ist.


Von 6 bis 10 Uhr morgens und 18 bis 22 Uhr abends dominiert das Kapha-Prinzip – schwer, stabil, erdend. Von 10 bis 14 Uhr mittags und 22 bis 2 Uhr nachts regiert Pitta – feurig, transformativ, kraftvoll. Und von 2 bis 6 Uhr morgens sowie 14 bis 18 Uhr nachmittags ist Vata aktiv – beweglich, kreativ, veränderlich.


Wenn wir unsere Aktivitäten mit diesen natürlichen Rhythmen abstimmen, fließt unsere Energie müheloser. Statt gegen den Strom zu schwimmen, bewegen wir uns mit ihm. So nutzen wir beispielsweise die transformative Pitta-Zeit mittags für unsere Hauptmahlzeit, weil hier unser Verdauungsfeuer am stärksten brennt. Die bewegliche Vata-Zeit am Nachmittag eignet sich ideal für kreative Aufgaben. Und die erdende Kapha-Energie am Abend hilft uns, zur Ruhe zu kommen.


Der Schlüssel liegt darin, Regelmäßigkeit in Deinen Tagesablauf zu bringen. Wenn Du zur gleichen Zeit aufstehst, isst und schlafen gehst, beginnt Dein Körper, diese Rhythmen vorwegzunehmen. Er bereitet die notwendigen Hormone, Enzyme und Neurotransmitter vor, sodass alle Prozesse reibungslos ablaufen. Es ist, als würdest Du Deinem Körper eine Landkarte geben, statt ihn täglich durch unbekanntes Terrain stolpern zu lassen. Und all das tut er selbst dann, wenn die jeweilige Uhrzeit nicht optimal ist. Und an der Stelle ein großes Dankeschön an unsere fantastischen Körper, die uns so so viel nachsehen, sie passen sich an, soweit es nur irgendwie möglich ist. Beginnen wir hingegen, dem Körper und seinem Rhythmus entgegenzukommen, lassen wir ihn ganz selbstverständlich zu Hochform auflaufen, weil er ganz natürlich seine Aufgaben optimal erledigen kann.


Es geht also zunächst gar nicht darum, Deinen gesamten Tagesablauf umzukrempeln. Es geht vielmehr um eine Annäherung, die meist sofort belohnt wird. Und das motiviert ungemein weiterzumachen, zu verfeinern und wiederum die Vorteile zu genießen. Beginne mit einer einzigen kleinen Handlung – vielleicht eine Sache, die Du morgens tust, um entspannter in den Tag zu starten. Du könntest Dir auch ein kleines Ritual am Abend ausdenken, das Dir immer zur selben Zeit hilft, einen sanften Übergang zu schaffen. Oder Du beginnst an mehreren Tagen die Woche zur selben Zeit zu essen. Beobachte, wie Dein Körper auf diese Stabilisierung reagiert. In meinen Programmen berichten die Teilnehmerinnen meist recht schnell von deutlichen Unterschieden in ihrem Energieniveau. Natürlich kommt es dabei auch auf die Ausgangssituation an; Wie leer sind die Reserven, wie weit weg ist man von dem Zustand, den wir im Ayurveda als Urzustand bezeichnen würden?


Die moderne Forschung bestätigt übrigens, was Ayurveda seit Jahrtausenden praktiziert: Regelmäßige Tagesabläufe stabilisieren unsere zirkadianen Rhythmen, regulieren unseren Stoffwechsel und verbessern die Qualität unseres Schlafs. All dies trägt direkt zu einem langen, erfüllten und vor allem auch gesunden Leben bei.


Frau mit Olivenbaum

Schritt 2: Dein Verdauungsfeuer (Agni) im Tagesrhythmus – Essen im Einklang mit der Natur


Die Natur hat ihren eigenen Takt beim Verarbeiten von Nahrung. Im Ayurveda nennen wir die Verdauungs- und Transformationskraft "Agni" – ein inneres Feuer, das nicht konstant mit gleicher Intensität brennt, sondern im Laufe des Tages natürlich schwankt.


Diese Schwankungen sind kein Fehler, sondern Teil eines wundervoll intelligenten Designs. In der Mittagszeit zwischen 10 und 14 Uhr, wenn die Sonne ihren Höchststand hat, brennt unser Verdauungsfeuer am stärksten. Wenn wir diese Zeit nicht für unsere Hauptmahlzeit nutzen, verschwenden wir buchstäblich Energie. Abends wir oft viel zu spät gegessen und meist auch viel zu viel. Während der Körper bereits in den Ruhe- und Regenerationsmodus wechselt, belasten wir ihn unnötig mit Verdauungsprozessen. Hier gilt, je früher und leichter verdaulich Dein Abendessen ist, umso besser.


Probiers mal aus: Iss zu Mittag die größte Mahlzeit und Abends gegen 18:00 vielleicht noch eine Suppe. Und dann schau, wie gut Du schläfst, wie Du Dich am nächsten Morgen fühlst. Gibt es einen kleinen Gewinn? Dann mach es an 2, 3 Tagen die Woche und beobachte wieder. Du bist so Deiner Natur einen großen Schritt entgegengekommen.


Neben dem Wann ist auch das Wie wichtig. Iss bewusst und in Ruhe. Wenn Du hastig isst, signalisierst Du Deinem Körper Stress – und der hemmt die Verdauungskraft. Im Ayurveda wird dem Zustand, in dem wir Nahrung zu uns nehmen, viel Bedeutung beigemessen. Wenn Du wissen willst, wie Du so Dein Agni stärken kannst, lies gerne mal hier rein.


Schritt 3: Ständig erreichbar, immer beschäftigt – Der moderne Energieräuber


Unsere moderne Welt feiert Geschäftigkeit als ultimative Tugend. Ständig erreichbar, permanent produktiv, immer in Aktion – dieses gesellschaftliche Ideal hat sich tief in unsere Selbstwahrnehmung eingegraben. Wir definieren unseren Wert über unsere To-Do-Listen und was wir nicht alles stemmen können. Wir fühlen uns schuldig, wenn wir pausieren. Jemand im Management ohne mindestens ein Burnout ist ohnehin äußerst suspekt.


Aus ayurvedischer Perspektive ist diese Kultur ein systematischer Raubbau an unserer Lebensenergie, unserer Kraft, unserer Fruchtbarkeit, unserer Immunität und Resilienz. Im Ayurveda kennen wir diesen kostbaren Schatz als "Ojas" – die feinste Essenz, die sich aus optimal verarbeiteten Nahrungsmitteln und Erfahrungen bildet. Ojas schenkt uns Widerstandskraft, Ausstrahlung und tiefe Reserven für herausfordernde Zeiten.


Und wenn wir die Dinge auch noch versuchen gleichzeitig zu machen - aka Multitasking- zerbröselt das ebenso unsere Reserven. Die Neurowissenschaft bestätigt: Dieser ständige Kontextwechsel kostet uns bis zu 40 % unserer produktiven Energie [1]. Kein Wunder, dass wir uns am Ende des Tages ausgelaugt fühlen, obwohl wir scheinbar weniger auf die Reihe gekriegt haben als geplant. Den rauchenden, überforderten Kopf gibts gratis dazu.


Hinzu kommt die digitale Reizüberflutung: Jede Benachrichtigung, jede E-Mail, jede Nachricht, jedes Ping erfordert eine neuronale Verarbeitung. Selbst wenn wir nicht direkt antworten, muss unser Gehirn entscheiden, ob und wie es reagieren soll. Diese ständigen kleinen Entscheidungen summieren sich zu einem beträchtlichen Stressfaktor [2].


Die ayurvedische Alternative zu diesem Hamsterrad ist revolutionär einfach: Weniger tun, bewusster sein. Es geht um die Qualität von "Sattva" – einem Zustand der Klarheit, Ruhe und Balance. Dieser Zustand ist nicht durch passives Nichtstun gekennzeichnet, sondern durch sehr bewusstes, fokussiertes Handeln. Und das müssen wir uns einfach wieder zurückerobern.


Im Ayurveda betrachten wir Energie als ein geschlossenes System: Was wir ausgeben, müssen wir auch wieder einnehmen. Doch statt immer mehr zu konsumieren, um zu produzieren, zu funktionieren (mehr Kaffee, mehr Zucker, mehr Stimulation), geht es darum, weniger zu verschwenden und klug mit dem, was da ist, hauszuhalten.


Also, lass uns einen rebellischen Akt setzen, indem wir bewusst langsamer werden und die Kunst des Weglassens für uns entdecken. Wenn wir beginnen unsere Grenzen zu erkennen und sie zu respektieren, werden wir in Summe leistungsfähiger - eine einfache Rechnung.


Ich selber schreibe diesen Artikel hier in einer Co-Workingzeit. Eine Stunde ohne Ablenkungen und mit viel Commitment, das zu tun, was ich mir vorgenommen habe. Funktioniert hervorragend. Analog dazu, suche Dir ein kleines Projekt, das Du mit absoluter Zeit- und Aufmerksamkeitshingabe durchziehst. Keine Ablenkungen, nur Du und Deine Aufgabe. So "erziehen" bzw. gewöhnen wir unser Gehirn wieder an tiefen Fokus, ein positives sich Verlieren, ein Aufgehen in einer Sache. Und das fühlt sich sehr sehr gut an. Was wird Deine kleine Arbeits-Insel zum Testen? Und bitte, das ist kein moderner Selbstoptimierungshack, sondern eine Rückkehr zu unserer natürlichen Funktionsweise! Dafür ist unser Gehirn konzipiert.




Schritt 4: Der Schlaf-Wach-Rhythmus – Die Regenerationsphase bewusst gestalten


Die Natur kennt kaum harten Übergänge. Abend- und Morgendämmerung sind verlaufende Brücken zwischen Tag und Nacht. Diese Übergangszeiten sind im Ayurveda besonders bedeutsam – sie markieren den Wechsel zwischen verschiedenen energetischen Qualitäten.


Unser modernes Leben hingegen ist geprägt von abrupten Wechsel: Licht an, Licht aus. Wir arbeiten bis in die späten Abendstunden unter hellem künstlichem Licht und wundern uns, warum wir nicht einschlafen können. Wir springen morgens aus dem Bett, direkt in die Hektik des Tages, und fühlen uns oft den ganzen Tag ein wenig hintennach.


Der ayurvedische Tagesrhythmus folgt einem natürlichen, fließenden Muster. Besonders wichtig ist die Abendphase ab Sonnenuntergang. In dieser "Kapha-Zeit" von etwa 18-22 Uhr bereitet sich der Körper zunehmend auf Ruhe vor. Unsere Körpertemperatur sinkt, Melatonin wird ausgeschüttet, alle Systeme fahren langsam herunter.


Wenn wir in dieser Phase noch intensiv arbeiten, künstlichem Blaulicht ausgesetzt sind oder emotionalem Stress (wie aufwühlenden Nachrichten oder spannenden Filmen), senden wir unserem Körper widersprüchliche Signale. Der natürliche Übergang wird unterbrochen, und wir gehen aus einer aktivierten, sympathischen Nervensystemphase direkt ins Bett. [3]


Besonders wertvoll sind die Stunden vor Mitternacht bis ca. 2 Uhr morgens. Hier passiert die Magie, hier wird repariert, sortiert, Agni (das innere Feuer) läuft auf Hochtouren und transformiert, verfeinert und reinigt. Die moderne Schlafforschung bestätigt: Der Tiefschlafanteil ist in der ersten Nachthälfte höher, und Tiefschlaf ist entscheidend für körperliche Erholung und Energieaufbau. [4, 5]


In meinen Beratungen und Programmen ist dies oft ein heikler Punkt, der immensen Widerstand auf den Plan ruft. Früher schlafen gehen, das erinnert viele an ihre Kindheit. Sie lassen sich doch nicht früh ins Bett schicken :-). Die Argumente, warum gerade das unmöglich ist, reichen von Bügelwäsche über das Verteidigen der einzigen Zeit mit der Partnerin, dem Partner bis hin zur Eulen-Theorie, sprich man zieht die vermeintliche Biologiekarte (auch dazu werde ich noch einen eigenen Artikel schreiben).

Und ja, ich versteh das nur zu gut und dennoch.... dann berichtet die erste Teilnehmerin von den fantastischen Veränderungen, seit sie früher schlafen geht und bumm, der Rest beginnt mitzuziehen. Die Erfahrungen, die dann wiederum aus der Gruppe kommen, motivieren und diese Dynamik überzeugt dann meist auch noch die ganz Hartnäckigen :-).


Magst Du es auch probieren? Schieb den Zeitpunkt des Insbettgehens langsam nach vorne, OHNE zunächst noch morgens früher aufzustehen - es sei denn, Du wachst von selber früher und erfrischt auf. Baue ein kleines Schlafplus auf, solange bis sich der natürliche Rhythmus ganz von selber einspielt. Das ist der erste Schritt.



Schritt 5: Ojas im Jahresrhythmus aufbauen – Saisonale Anpassungen für nachhaltige Energie


Ein häufig völlig negierter Rhythmus ist jener der Jahreszeiten. So sichtbar er im Außen ist, so deutlich die Natur auch kommuniziert, wann es Zeit für Ruhe und Rückzug wäre, unsere modernen Uhren ticken anders. Jede Jahreszeit bringt ihre eigene Energie, ihre eigenen Herausforderungen und Möglichkeiten mit sich. Im Ayurveda verstehen wir, dass jede Saison von einer bestimmten Dosha-Qualität geprägt ist und daher einen spezifischen Ansatz erfordert.


Der Frühling trägt Kapha-Qualitäten – feucht, schwer, erdig. Der Sommer ist von Pitta geprägt – heiß, intensiv, transformativ. Herbst und der frühe Winter werden von Vata dominiert – trocken, kühl, beweglich, bis sich dann allmählich wieder die schwere, feuchte Kapha-Struktur hinzuzumischen beginnt. Diese saisonalen Qualitäten beeinflussen unseren Körper, unser Verdauungsfeuer und unsere Energiereserven [6].


In der modernen Welt haben wir dieses Bewusstsein weitgehend verloren. Wir essen das ganze Jahr über die gleichen Lebensmittel, halten die gleichen Aktivitätslevel, ignorieren die natürlichen Veränderungen um uns herum. Oder schlimmer noch, wir legen uns in Zeiten des Rückzugs, zur dunkelsten Zeit des Jahres, richtig viel aufs Tablett: in den Firmen wird vor Weihnachten noch mal ordentlich Gas gegeben, um das Jahr gut abzuschließen und vom privaten Stress den wir uns vor den Feiertagen machen, ganz zu schweigen. Überall dort lassen wir Energie und Kraft - Ojas - auf der Strecke. Wir lassen sie im Tun, im Außen verpuffen, wo wir sie für innere Prozesse benötigen würden, für ein Innehalten, für Verarbeitung, für Neuausrichtung.


Auch das, was auf unseren Tellern landet, sollte die Saison widerspiegeln. In der kalten Jahreszeit benötigen wir wärmende, nährende Speisen, gerne auch schwerere Speisen, unser Feuer brennt hier normalerweise gut. Im Frühjahr darf Leichtigkeit, Wärme einziehen und frische, dunkelgrüne Lebensmittel auf die Teller. Im Sommer sind kühlende, leichte Mahlzeiten angesagt, die übermäßige Hitze ausgleichen. Der Herbst mit seiner trockenen, wirbelnden Vata-Prinzip verlangt nach erdenden, feuchtigkeitsspendenden Nahrungsmitteln.


Eine Möglichkeit, mit diesem Wissen zu arbeiten, ist die Ausrichtung an saisonalen, lokalen Lebensmitteln. Diese tragen genau die Qualitäten, die wir in dieser Jahreszeit brauchen, in sich. Wurzelgemüse im Winter gibt uns Stabilität und Wärme. Reife, süße Früchte im Sommer kühlen uns von innen. Nüsse und Öle im Herbst schützen vor Trockenheit. Unser Darmmikrobiom schwingt ebenfalls in diesem Rhythmus und profitiert von dem, was gerade geerntet wird und verfügbar ist. [7]


Besonders wichtig für den Ojas-Aufbau sind die Übergangsphasen zwischen den Jahreszeiten. Diese Zeiten – etwa Frühjahr und Herbst – sind aus ayurvedischer Sicht ideal für sanfte Reinigungspraktiken, die altes, stagnierendes Material lösen und Raum für Erneuerung schaffen. Nach einer solchen Reset-Phase ist unser Stoffwechsel effizienter, unsere Energieproduktion optimiert.


Ich erinnere mich an eine Klientin, die das Experiment wagte (und in ihrem Fall könnte man es schon als Luxus bezeichnen, denn die Weihnachtszeit war für sie als Selbstständige immer die lukrativste Zeit des Jahres), im Winter eine lange Urlaubspause zu machen und die Zeit ganz bewusst für den Rückzug zu reservieren. Sie sagte, dass sie sich nie hätte träumen lassen, mit welch immenser Power sie danach ins Frühjahr gegangen ist und welche unerwartet positiven Konsequenzen dies für sie hatte - gesundheitlich, psychisch und letzten Endes auch nachhaltig auf die Art ihr Business zu führen.


Welche Jahreszeit ist gerade, wenn Du diesen Artikel hier liest? Ein kalter Winterabend, ein heißer Sommertag? Ich schreibe ihn im späten Frühjahr im Übergang zum Sommer. Draußen explodiert das Grün und auch auf meinem Mittagsteller gibt es Wildkräuter. Die Luft riecht nach neuen Herausforderungen und die Kraft dieser kreativen Welle nutze ich gerne. Schau raus beim Fenster und stell Dir die Frage, was sich Deine Natur gerade von Dir wünscht? Was fühlt sich richtig und wichtig an? Sieh die kleinen Handlungsspielräume, die immer da sind. Direkt vor unseren Nasen. Beobachte, lerne und schalte in den Erinnerungsmodus. Es ist alles da. Immer.




Dein Weg zurück zu purer Lebenskraft


Du merkst schon, es führen viele Wege nach Rom und da wartet noch so viel mehr. Diese fünf Schritte sind schon mal eine gute Basis, sie bilden zusammen ein kraftvolles System für nachhaltige Energie.


Und das schöne daran ist, sie wirken nicht nur für sich, sondern verstärken sich gegenseitig. Wenn Dein Verdauungsfeuer optimal arbeitet, produzierst Du mehr Ojas. Wenn Du besser schläfst, verbessert sich Deine Verdauung und wenn Du Dich saisonal ernährst, unterstützt Du umgekehrt Deinen Schlaf und Deine Verdauung. Wenn unser Darm, unser Mikrobiom rund laufen, sind wir nicht nur körperlich besser drauf, auch unsere Psyche wird davon maßgeblich beeinflusst, wir haben Antrieb und kommen morgens leicht aus dem Bett, erwischen eine gute Dosis Morgenlicht und sind automatisch näher am natürlichen Tagesrhythmus. Das wiederum ist gut für..... alles :-). Wir dürfen uns also beginnen, uns in unsere Natur zurückzulehnen. Keine Optimierungs-To-Do-Liste mehr abarbeiten, sondern die Dinge sich klug und selbstverständlich entfalten lassen. Wir haben die Hau-Ruck-Mentalität (in 4 Wochen zu XY, in 7 Tagen zu xz, und von heute an nie wieder blablabla) so verinnerlicht, dass uns das schon mehr als suspekt vorkommt, dass wir auf uns selber, auf all die menschlichen Prozesse verlassen dürfen und dass da ganz viel Heilung drinnensteckt.


Such Dir einen Spalt, eine Türbreit, die sich Dir ganz selbstverständlich zeigt und die Dir leicht fällt. 15 Minuten früher ins Bett, statt Cola ein Wasser, nach dem Heimkommen erst mal 10 Minuten in Stille sitzen. Lass es zu Deinem neuen Alltag werden und halt die Augen offen, was die nächste Sache sein könnte, die Dir als Mensch mehr entspricht als das von außen vorgegebene.


Wenn Du tiefer in dieses Wissen eintauchen möchtest, lade ich Dich ein, Dir mein kostenloses E-Book "Ojas - Ayurvedische Weisheit für ein kraftvolles, langes & gesundes Leben" zu holen. Auf mehr als 60 Seiten erfährst Du, wie Du Deine Strahlkraft nachhaltig steigern und die Grundlagen für ein langes, gesundes und erfülltes Leben schaffen kannst.

Denk daran: Dein natürlicher Zustand ist Lebendigkeit, Ruhe, Klarheit und Kraft. Diese Eigenschaften schlummern bereits in Dir – es geht nur darum, die Hindernisse zu beseitigen und den Weg zurück zu Deiner Natur zu finden.


Ich danke Dir viemals fürs Lesen dieses etwas lange gewordenen Artikels und wünsche Dir viel Vergnügen beim Ausprobieren - denn sonst würde es ja nur graue Theorie bleiben :-), wir wollen bunte Lebendigkeit und Erfahrung!


Alles Liebe & Baba, Ulli


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Quellen


  1. Rubinstein, J. S., Meyer, D. E., & Evans, J. E. (2001). Executive control of cognitive processes in task switching. Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, 27(4), 763-797. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11518143/


  2. Stothart, C., Mitchum, A., & Yehnert, C. (2015). The attentional cost of receiving a cell phone notification. Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, 41(4), 893-897. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26121498/

  3. Chang, A. M., Aeschbach, D., Duffy, J. F., & Czeisler, C. A. (2015). Evening use of light-emitting eReaders negatively affects sleep, circadian timing, and next-morning alertness. Proceedings of the National Academy of Sciences, 112(4), 1232-1237. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25535358/


  4. Panda, S. (2016). Circadian physiology of metabolism. Science, 354(6315), 1008-1015. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27885007/


  5. Akerstedt T, Gillberg M. Sleep duration and the power spectral density of the EEG. Electroencephalogr Clin Neurophysiol. 1986 Aug;64(2):119-22. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/2424728/


  6. Singh, K. P., & Verma, N. (2017). Seasonal regimen (Ritucharya) in Ayurveda. International Journal of Ayurveda and Pharma Research, 5(7), 57-61.


  7. Smits SA, Leach J, Sonnenburg ED, Gonzalez CG, Lichtman JS, Reid G, Knight R, Manjurano A, Changalucha J, Elias JE, Dominguez-Bello MG, Sonnenburg JL. Seasonal cycling in the gut microbiome of the Hadza hunter-gatherers of Tanzania. Science. 2017 Aug 25;357(6353):802-806. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28839072/

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Ich bin Ulrike Ofner.

 - Expertin für ein langes, gesundes Leben
- Gesundheitsberaterin & - Mentorin
- Ayurveda Praktikerin & Yogalehrende
- Biopsychologin 

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