Das ayurvedische Modell für die Entstehung von Erkrankungen sieht den Startpunkt in einem Ungleichgewicht der drei Doshas, der drei Grundprinzipien, aus denen sich alles Leben zusammensetzt. Dieses Ungleichgewicht beginnt sich in bestimmten Teilen oder Systemen unseres Körpers zu manifestieren usw. – sofern wir nichts dagegen unternehmen – wird sich dies zu einer Krankheit auswachsen. Für dieses Ungleichgewicht macht Ayurveda drei Ursachen fest. Drei Bereiche, wo wir gegen unsere Natur arbeiten und so den naturgegebenen Fluss des Lebens in gefährliche Untiefen umleiten.
Prajnaparadha: Ein falscher Gebrauch unseres Intellekts, unserer Weisheit, das Treffen falscher Entscheidungen.
Asatmendriyartha samyoga: Ein falscher Gebrauch unserer Sinne
Parinama: Aus dem Rhythmus, ein Leben, das aus dem natürlichen Takt ist.
Arbeiten wir über einen längeren Zeitraum gegen unsere Natur, unsere Weisheit, unsere Sinne und unseren Rhythmus, entstehen Imbalancen in den Doshas, das Verdauungsfeuer (Agni) beginnt zu schwächeln und wir beginnen Verwirrung im System zu erzeugen (Ama, das „Unverdaute“).
Sind wir nicht mehr in der Lage, diese Konfusion zu klären, entsteht mit der Zeit an unseren Schwachstellen Krankheit.
Wir sind also dazu aufgerufen unserer inneren Stimme zu vertrauen, unseren Sinnen Beachtung zu schenken, wenn wir sie überfordern und nicht länger gegen unseren eignen Takt zu arbeiten, sondern in zurück in unseren Rhythmus zu fallen.... uns fallen zu lassen.
#1 Prajnaparadha - Gegen die innere Weisheit
Gerade wenn wir schon ein wenig aus dem Tritt sind, neigen wir dazu Dinge zu tun, die uns nicht guttun. Wir handeln wider besseres Wissen. Kennt man, oder?
Wir treffen Entscheidungen, die gegen die innere Stimme gehen, die ganz exakt wissen würde, was für uns nun dran wäre. Und je mehr wir aus der Balance gekommen sind, umso eher überhören wir dieses Stimmchen, das dann immer leiser und leiser zu werden scheint. Es scheint, als ob wir nicht bereit wären, aus der Vergangenheit zu lernen und wie ferngesteuert das wiederholen, das uns nicht guttut. Weiterzuessen, wenn wir eigentlich schon satt sind, noch einen Auftrag annehmen, wenn wir schon unendlich unter Stress stehen, erschöpft durch den Alltag zu wandeln und trotzdem nicht früher ins Bett zu gehen, aus dem kleinen Glas Wein zum Abendessen öfters eine ganze Flasche zu machen, mit bestimmten Menschen immer wieder in einem toxischen im Klatsch-und-Tratsch-Gespräch zu landen,... all das wären wunderbare Bespiele hierfür.
Diese Gewohnheiten beginnen sich förmlich vor uns zu stapeln wie ein schmutziger Tellerberg und wir haben paradoxerweise mehr und mehr das Verlangen danach noch einen drauf zu setzen. Und bei so manchem geht der Weg bis hin zu einem ausgeprägten Suchtverhalten. Und das schafft nicht nur Leid und das Gefühl nicht mehr hinterm Steuer des Lebens zu sitzen, sondern erzeugt in Folge auch Krankheit. Diese entsteht aus ayurvedischer Sicht, wenn durch diese Handlungen unsere Doshas (die Grundprinzipien) aus der Balance kommen und auf geistiger Ebene Tamas (ein dumpfer, träger Geist) und Rajas (ein sehr agitierter, feuriger Geist) Überhand nehmen. Wir sind nicht mehr in unserer Mitte, wir handeln, denken, fühlen,... nicht mehr so, wie es unserer Natur entsprechen würde.
Unsere Weisheit, genannt Prajna, bringen wir bereits mit hierher auf die Erde. Wir verletzen sie, wenn wir gegen unsere Natur handeln. Aparadha bedeutet sich dagegenzustellen, ein Angriff auf unsere Weisheit, eine Zuwiderhandlung. Das, was unsere Natur ist und was sie braucht, weißt Du einfach, einfach so, ist eingebaut, wurde mitgeliefert, gehört zu unserer Grundausstattung ;-). Deine Natur ist von unvergleichlicher Intelligenz.
Wenn es Dir wie den meisten geht, dann bist Du sicher auch Weltmeisterin im Rechtfertigen, im Erklärungen und Ausreden finden; warum etwas – wonach sich Dein Körper vielleicht sehnt – gerade nicht in Dein Leben passt. Warum Du Dir Rückzug und Stille gerade nicht leisten kannst, warum Du erst am Ende des Sommers aufhören willst zu rauchen, warum Du den Job, der Dich seit Jahren Deine letzten Nerven kostet, nicht endlich hinschmeißt,... Heimlich still und leise nagt all das an unserem Selbstwert, an unserer Selbstwirksamkeit und wir fühlen uns so, als ob wir die einzigen weit und breit werden, die dies nicht auf die Reihe bekommen. Dabei ist die Stimme, die uns felsenfest und sicher leiten könnte, nur einen Wimpernschlag entfernt....
Welche Bereiche des Lebens fallen Dir spontan ein, wo Du gerne falsch abbiegst? Es lohnt sich so, hier nachzuforschen!
Eine kleine Übung; bevor Du das nächste Mal zu essen beginnst, nimm Dir eine Minute. Schließ zunächst die Augen... stell Dir Fragen wie z.B. Bin ich hungrig? Wie stark ist mein Hunger? Welchen Geschmack hätte ich gerne auf meiner Zunge? Etwas Salziges, Süßes, Scharfes oder etwas Herbes, Bitteres? Dann nimm Dir einen Moment und betrachte Deine Mahlzeit und so ganz jenseits der Stimmen von... „das ist gesund", „das ist ungesund", „das macht dich dick", „das solltest du dir verkneifen", „das hat zu wenig Eiweiß, zu wenig Rohkost, zu wenig Fett, zu viel Stärke, zu viel Fett, zu viel Zucker...." höre nach innen, ganz weit nach innen, jenseits von oberflächlichem richtig und falsch,... Hörst Du ein Ja? Dann ist das, was am Teller liegt, wie für Dich gemacht. Und kurz nach dem Essen frag Dich „Hat es mir gutgetan?" „Fühle ich mich genährt und wohl?" Und wenn wiederum ein Ja spürbar ist, wunderbar. Und wenn Du Dein Mahl Abends gegessen hast, frag Dich am nächsten Morgen, wenn Du die Augen aufschlägst, wie Du Dich fühlst? Leicht und voller Energie? Nochmals Check!
Das stärkt den Draht zu Deiner Intuition, zu dem unfehlbarem Anteil in Dir, dem Du immer vertrauen kannst.
Die Übung ist für so gut wie alles im Leben anwendbar. Diese Beobachtungsgabe und das Wiederentdecken und Hören des Bauchgefühls, der Herzensstimme oder wie wir es auch immer bezeichnen möchten, lässt sich üben und wird mit der Zeit wieder superselbstverständlich.
Und natürlich handeln wir dann auch mal dem zuwider, aber wir tun es bewusst, wir nehmen die Konsequenzen in Kauf, mit klarem Blick, aber anstatt uns dafür zu geißeln, gleichen wir es mit unseren nächsten Handlungen aus. Ohne Schuld & Scham, dafür mit einer fetten Portion Selbstverantwortung, Entscheidungsfreude & Selbstermächtigung. Hört sich gut an, oder?
Über #2 asatmendriyartha samyoga & #3 parninama und weitere Tipps, wie Du zur Architektin Deine ganz persönlichen Gesundheits-(R)Evolution wirst, liest Du dann in Teil II und Teil III dieser Serie.
Baba, alles Liebe & viel Freude mit Deiner Intuition. Damit wir zukünftig unsere Gesundheit nicht in den Sand setzen, sondern auf ein starkes Fundament bauen!
Deine Ulli
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