Ayurveda & Gesundheit - Die Tore der Wahrnehmung
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Ayurveda & Gesundheit - Die Tore der Wahrnehmung

Im letzten Blog-Artikel dieser Serie ging es um Gesundheit durch das Handeln nach unserer Weisheit, Intuition und Erfahrung. In unserem zweiten Teil beschäftigen wir uns nun mit dem - nach Ayurveda - falschen Gebrauch unserer Sinne (auf Sanskrit Asatmendriyartha Samyoga - sag das 3x schnell hintereinander😎).

Ayurveda - Sinne

Astmaya bedeutet „nicht richtig“ unsere Indriya sind die Sinne und Artha sind das, worauf sich unsere Sinne richten. Samyoga bedeutet soviel wie verbinden, koppeln, zusammenbringen.

Wir sprechen also davon, dass die Verbindung zwischen dem, was wir sehen, hören, riechen, schmecken und spüren und dem, was unsere Sinne tatsächlich brauchen, nicht gegeben ist.

Wir haben ein individuelles, aber auch ein uns Menschen allen gemeinsames Bedürfnis nach Stimulation der Sinne. Wir brauchen Input, um zu wachsen und uns weiterzuentwickeln, wir haben aber auch natürliche Grenzen, wenn es um unsere Aufnahmekapazität geht und vor allem unsere Fähigkeit, die Reize auch gut zu verdauen.

Unser Gehirn ist außerdem so schlau und filtert für uns permanent die Sinneseindrücke, diese werden durch ein komplexes System geschleust und auf unbewusster Ebene wird aussortiert, was wir bewusst wahrnehmen und was erst mal weggelegt wird. Generell sind wir starke, zähe und belastbare Wesen. Wenn eine Zeit uns alles abverlangt, wir unter Stress stehen und vieles auf uns einströmt, wir emotional belastet werden, dann kommt unser Agni, das innere Verdauungsfeuer, gut damit klar. Wenn auf eine Woche, die es in sich hatte, wieder eine ruhige Zeit folgt, wird diesen Prozessen Raum gegeben. Leerer Raum, damit Agni seinen Job erledigt, das Geschehene zerlegt, einordnet, speichert, entsorgt und mit dem restlichen Gefüge verbindet. Es wird entschieden, wie das Erfahrene in unser Sein eingebunden wird. Wenn wir nun aber fortwährend unsere Sinne anfüttern, sei es durch eine chronisch stressige, laute, intensive Situation oder auch durch unsere Ablenkmanöver wie Entertainment via Sozialer Medien, emotional aufwühlender Serien, Katastrophen-gespickten Nachrichten in Dauerschleife oder wenn wir dem Drang nicht widerstehen können, immer mit irgendjemanden in Kontakt sein zu müssen, zu antworten, zu reagieren, dann ist das so wie wenn wir nach einem üppigen Festmahl wieder mit der Vorspeise beginnen würden... dann wird es mühsam, ungesund und unverdaubar.


Mir geht es oft so, dass ich Abends, nach einem langen Tag mit bereits einigen Bildschirmstunden, auch mal gerne zum Handy greife, um zu chatten, zu facebooken, etc. Manchmal fällt es mir dann schwer, zu fokussieren, weil meine Augen einfach schon die Nase voll haben. Dann schiele noch ich rüber zur Lesebrille meines Liebsten... damit würd’s vielleicht noch gehen... Nein! Dann ist Zeit für den Blick in die Weite angesagt. Ich geh mit dem Hund eine Runde und lass meinen Blick in die Weite der Landschaft, zum Horizont, in den endlosen Himmel schweifen oder richte den Blick nach innen. Mein Handy wird schlafen gelegt und Augen zu – zur Meditation oder Nachtruhe ;-).

Wir brauchen also ein gutes Maß an Input und an Leere, wenn das gegeben ist fühlen wir uns wohl, sind in Harmonie und in Balance.

Unsere Sinne sind superfeine Antennen, die uns ganz klar zwischen angenehm und schädlich differenzieren lassen – wenn wir dies nicht mit noch mehr Trubel und Intensität übertünchen und ihnen keinerlei Aufmerksamkeit widmen. Hinzu kommt, dass wenn die Reizmenge unsere Grundprinzipen (die Doshas) in Aufruhr bringt und wir aus der Balance kommen, wird es noch schwieriger, gute Entscheidungen zu treffen und sich dem zuzuwenden, was wir gerade brauchen. Je mehr wir aus der Balance sind, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit uns dem zuzuwenden, was uns in Wahrheit nicht guttut.


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Was können wir also tun?


  • Wir dürfen aufmerksam bleiben, uns immer wieder sich in die Rolle der Beobachterin begeben und bewusst, was unsere Sinnes-Antennen empfangen.


  • Wir können lernen, einzuschätzen, wann etwas zu viel oder zu wenig wird. Wann ist ein Gericht zu salzig, zu süß, zu scharf, zu bitter? Wann ist der Lautstärkepegel der Umgebung zu hoch? Wo gibt es ständig Musikgedudel im Hintergrund und man hat sich halt irgendwie daran gewöhnt? Wann ist Berührung zu viel oder auch zu wenig? Muss ich beruflich viel Zeit auf einer App, Webseite, Bildschirmumgebung verbringen, die überladen mit ständig wechselnden Reizen ist?


  • Wir können bewusst eine Umgebung gestalten, die inspirierend, aber nicht ablenkend-überladen ist und uns entspricht.


  • Wenn die Gestaltung nicht in unseren Möglichkeiten liegt, dann gilt es immer wieder zwischendurch ganz bewusst eine Umgebung mit wenig Reizen aufsuchen oder sich auch eine andere Qualität von Reizen suchen (z.B. Vogelgezwitscher im Park).


  • Und natürlich, das tagtägliche Ritual, sich in die Stille zurückzuziehen, ist Gold wert! Regelmäßige Zeiten der Meditation, des Rückzug und somit Entlastung der Sinne sind nicht nur notwendige Psychohygiene, sondern auch essenziell für die Gesundheit ganz generell.


  • Pratyahara nennt man die Praxis des Rückzugs der Sinne, die man zunächst mal auf der Matte üben kann und durchaus auch im Alltag bei einer Reizflut erfolgreich wie ein Schild einsetzen kann




Stay wild und schau gut auf die Tore Deiner Wahrnehmung!

Deine Ulli



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